Willkommen zu Hause!
Kaum 10 Minuten zurück in den anscheinenden Wahlheimat, sind mir gestern Abend schon wieder unglaubliche Dinge aus der langen Reihe der Geschichten mit dem Titel Dit is Berlin! untergekommen.
So trat ich aus dem Hauptbahnhof und stieg in den Bus, der mich zu meiner Wohnstatt fahren sollte.
Der BERLINER Busfahrer hat irgendwann während seine Fahrgäste einstiegen beschlossen, die Bustüren (wohlgemerkt: die VORNE) mal eben wieder zu schließen. So kam es, dass diese im Vorgang des Schließens gerade noch meinen großen Rucksack von hinten berührten und sich vor meiner Hinterfrau ordentlich vereinten. Diese blieb ruhig (war wohl schon länger in der Stadt und öfter mit dem Bus unterwegs), machte ein gleichgültiges Gesicht und klopfte ruhig von aussen an die Scheiben, woraufhin der Busfahrer wortlos die Türen wieder öffnete und auch sie einsteigen liess.
Zwei Stationen später stieg eine sehr dicke Frau mit ihrem Mann ein und setzte sich auf den ersten breiten Sitz im Bus, direkt gegenüber vom Fahrer. Wiederrum zwei Stationen weiter stieg eine junge schlanke Frau ein. Sie ging direkt auf die dicke Frau zu, sagte etwas zu ihr ... und ich meine sowas wie „Oder haben sie auch einen...!?“ gehört zu haben und schickte ihre Rivalin in den hinteren Teil des Busses. Dazu muss gesagt werden, dass es eine Reihe hinter dem Königinnensitz noch einen freien sehr breiten Sitz gab. Aber den wollte die schlanke Frau nicht. Sie wollte den Sitz, der ihr ZUSTAND. Hatte sie einen Behindertenausweis? Oder eine Bombe in der Tasche? Oder was?
Egal. Die Dicke gab sich geschlagen und verzog sich.
Wieder eine Station später enterte ein Kampfhundbesitzer den Bus. Zwei Hunde, einer groß und auf dem Boden (ordnungsgemäß mit Leine und Maulkorb) und einer sehr sehr klein und Knäuel-artig in Decken gewickelt auf dem Arm.
Kaum hatte der Hundefreund beim Fahrer sein Ticket gezeigt, bellte die Königin ihn von ihrem frisch erkämpften Thron aus an: „Sach ma... verkaufste den!?“ und wies mit dem Kopf in Richtung Knäuel.
„Neee“ sagt der Mann „den da nich. Aber gib mir mal deine Nummer für´s nächste Mal!“. Sagts und setzt sich auf den breiten Sitz gegenüber der Königin den der Mann der Dicken frei gegeben hatte.
Jaaa... da waren doch direkt Hundefreunde unter sich:
- „Jaaa... ich habe nämlich auch einen gehabt und ich will jetzt wieder einen... bla bla...“ .
- „Aber die sind reinrassig und teuer...“
- „Ja. Weiss ich. Ich krieg aber wieder so einen...“ (Wenn ich jetzt böse wäre würde ich sagen: das Geld reicht kaum für´s essen und trinken, aber ein reinrassiger Bullterrier ist immer noch drin!)
Die Königin war Feuer und Flamme, stellte sich neben ihren Sitz in den Gang, streichelte den größeren der beiden Hunde und unterhielt sich angeregt mit dem Besitzer.
Soso.
Weiter laufen als bis zum ersten Sitz im Bus ist also nicht möglich, aber stehend während der Fahrt Gespräche im Gang führen dann doch, oder wie?
Ohmann.
Der große Hund wurde lustig im Gang abgeparkt, so dass alle weiter Fahrgäste sich an ihm vorbei in den Bus schlängeln mussten (einige mit angstvollem Blick) und das Gespräch schlenderte von coupierten Ohren über „Stütze“ zu auf Menschen abgerichtete Hunde.
Endlich zu Hause angekommen musste ich feststellen, dass die Arbeiter die unsere Fassade „modernisieren“ sollen noch nie etwas davon gehört haben, dass man Abends seine Baustelle ordentlich verlässt. Und wenn schon nicht jeden Abend, dann doch zumindest vor dem Wochenende.
Statt also den Besen zu schwingen hatten die Jungs meine beiden Fensterbänke so großzügig voll Fassadenschutt geballert, dass es mir unmöglich war, die Fenster zum Lüften zu öffnen, ohne dass mir ein halbes Pfund Geröll von draußen in den Raum kippte. Herrlisch.
Und als ob es noch nicht dunkel genug in meinem Zimmer wäre haben sie auch noch ein sehr großes Schild an das Gerüst direkt vor mein Fenster gehängt, auf dem sie für ihr Unternehmen werben.
Eigentlich hätte ich sehr viel Lust gehabt, meine noch gepackte Tasche zu nehmen und mich sofort wieder auf dem Absatz umzudrehen und zurück an den spiessigen ordentlichen Niederrhein zu fahren.
Weil ich aber ahne dass dort auch nicht alles gut ist und ich müde und faul war, bin ich doch geblieben.
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