Berliner Geschichten - Folge 674823
Gerade kam ich vom Walken (jaaa, ich weiß... es sieht albern aus... - aber irgendwas muß man ja tun... und wenn die Knie nun mal so sind wie sie sind...) aus dem Park durch die Graefestraße (durch den „schlimmeren” Teil). Ich hatte meine Kopfhörer noch drin und schlenderte verschwitzt und gutgelaunt nach Hause.
Fast an der U-Straße angekommen, stand eine junge Frau (vielleicht Anfang 20) in einem Hauseingang und winkte mich zu sich ran. Sie hatte einen großen braunen Umschlag unterm Arm und zwei DIN A4-Zettel in der Hand.
Ich nahm die Ohrstecker raus und ging zu ihr rüber. In gebrochenem Deutsch fragte sie mich, ob ich ihr den einen Zettel vorlesen könne.
Klar. Bin ja schließlich hilfbereit!
Und was war es?
Es war tatsächlich der Befund eines Kopf-CTs!
Gespickt mit allerlei Fremdwörtern und gewiss zur Vorlage beim Hausarzt vorgesehen.
Ich habe versucht, alles möglichst fehlerfrei vorzutragen (laut Namen, der auch auf dem Bericht stand, handelte es sich um eine vielleicht kroatisch- oder bulgarisch-stämmige Frau) und konnte der Frau nachher zusammenfassend mitteilen, daß man in ihrem Kopf anscheinend nichts ungewöhnliches gefunden hatte.
Ich bin ja schon gottfroh, daß ich ihr nicht mitteilen mußte, daß sie ein Golfballgroßes Gliom irgendwo mit sich herumträgt!
Während ich den Text vorgelesen habe, habe ich ständig damit gerechnet, daß gleich ein Kamerateam von RTL oder Pro7 aus dem Hauseingang springt und mich anprangert und fragt, warum ich in so privaten Angelegenheiten stöbere... .
Sie hat dann nochmal zu mir gesagt: „Aber ich habe seit 2 Wochen so große Kopfschmerzen hier hinten (dazu die passende Geste) am Kopf! Und dann bei dem Wetter...!”
Ich habe dann nochmal gesagt, daß ich auch schonmal wochenlang Kopfschmerzen hatte und dies dann schließlich von alleine weggegangen seien (welches der Wahrheit entspricht) und ihr mit auf den Weg gegeben, daß ich ihr wünsche, daß ihre Schmerzen hoffentlich auch bald von alleine weggehen.
Danach habe ich mich verabschiedet.
Jetzt denke ich, ich hätte ihr noch sagen sollen, sie soll das nochmal in Ruhe mit ihrem Hausarzt durchgehen und hoffe ich habe beim Durchlesen nichts Wichtiges übersehen.
Aber ich gehe mal zu meiner Beruhigung davon aus, daß ich nicht der Einzige bin, der ihr den Befund deutet!
Oh Mann. - Verzichtbare Erfahrung.
Ich hoffe nur, daß ich einmal Recht habe und ihre Kopfschmerzen schon heute Nachmittag einfach so und ganz von selbst wieder weg sind. - Gute Besserung.
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